Gedanken zum "Boxenstop"

Ein Freund beschrieb mir einen Menschen, den ich nicht kannte, mit den Worten: "Er würde Dir gefallen. Er ist im Dialog mit sich selbst schon ziemlich weit fortgeschritten." Mir gefiel diese Beschreibung gut. Ich mag Leute, die mit sich selbst in einem intelligenten inneren Dialog stehen. Mit dem "inneren Dialog" meine ich nicht das zwanghafte Selbstgespräch, das viele Menschen ständig führen. Ich meine damit die wohlwollende und doch kritische Selbstreflektion, die unverzichtbare Grundlage allen Lernens.

Entsprechend dem Motto "Wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage" ist es gelegentlich nützlich, diese Selbstreflektion im Gespräch mit Anderen zu betreiben: Man tauscht Fragen und Gedanken aus, ventiliert aktuelle Probleme, fragt um den Rat der Anderen, die vielleicht gleiches oder ähnliches schon erlebt haben - und lernt sich und die Welt dabei besser kennen und handhaben.

Genau diese Möglichkeit bietet der "Boxenstopp für Führungskräfte". Die Teilnehmer bringen ihre aktuellen Gedanken, Fragen und auch Probleme mit in den Kreis. Und natürlich auch ihre Lebenserfahrung. Nach einer anfänglichen Themensammlung entsteht schnell ein kreativer Gruppen-Dialog, den der Trainer moderiert und gelegentlich durch eigene Beiträge anreichert. (Nicht nur er hat Erfahrung mit heiklen Themen. Oft beraten die Teilnehmer einander besser als er es könnte.)

Wenn die Teilnehmer eines Boxenstopps gar alle aus dem selben Unternehmen kommen, ermöglicht das Treffen nicht nur einen kreativen Gedankenaustausch unter Fremden, sondern führt zwangsläufig auch zu einer Art kollektiver Unternehmens-Selbstreflektion. Diesen Aspekt halte ich für besonders wertvoll: dass nämlich nicht nur der Einzelne in einem ständigen Reflektions- und Lernprozess steht, sondern auch ein Unternehmen als Ganzes. Eine "lernende Organisation" kann nur lernen durch den Dialog, den die Mitarbeiter miteinander führen. Wie sonst??

Hinzu kommt, dass der Boxenstopp in jedem Fall einen äußerst positiven Einfluss auf die Gesprächskultur hat. Zuhören, ausreden lassen, sich Zeit nehmen, einen Gedanken zu entwickeln, gemeinsam über ein Problem nachdenken - all das sind Elemente, die bei "normalen" Gesprächen meist zu kurz kommen. Beim Boxenstopp lassen wir uns (und einander) die Zeit, die wir brauchen. So bleibt das Gespräch sachlich, wesentlich und wirklich hilfreich. Ich konnte beobachten, dass die Teilnehmer dabei schnell "auf den Geschmack kommen" und es nicht mehr missen möchten, weder beruflich noch privat: Ein gutes Gespräch ist wirklich etwas Besonderes.