Ein "fliegender Teppich"

Die nachstehende Abbildung zeigt ein Stereogramm, nicht computergeneriert, sondern in einen Teppich gewoben.
Wer ihn schielend betrachtet sieht die Blumenmuster dreidimensional angeordnet.
Man darf sich fragen, ob das Zufall sein kann...

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Persönlichkeitsentwicklung in Augsburg

Rückkehr nach Neu-Sehland

Artikel von Michael Schäfer (Esotera, 1994)

pictafelnWenn die Faszination der ersten visuellen Erlebnisse nachläßt und der Weg durch öde innere Landschaften zu führen beginnt, erkennen viele nicht, daß sich hier erstmals wirklich Neues anbahnt: "Sie geben auf und suchen sich ein anderes Spielzeug, das ihre Begeisterung zu erregen vermag, ein neues Faszinosum. Oder, und das ist vielleicht schlimmer, sie machen daraus einen neuen Kult. Es besteht ... immer die Gefahr, daß wertvolle Instrumente der Bewußtseinsschulung zum esoterischen Spielzeug oder zum Sammlerobjekt verkommen, ... so daß das Wesentliche auf der Strecke bleibt."

Mit diesen starken Worten wider das "esoterische Shopping" beginnt ein neues Buch, das auf den ersten Blick in einem aktuellen Massentrend mitzuschwimmen scheint. Es handelt nämlich von genau dem "Magischen Auge", das derzeit Gegenstand einer wahren Lawine von Veröffentlichungen ist; manchem mag angesichts dieser Vermarktungsexplosion Sehen (und Hören) schon wieder vergangen sein. Aber George Pennington will mit seinen kürzlich erschienenen Büchern "Die Tafeln von Chartres" * und einer Neuauflage von "Der Weg über die Augen" etwas ganz anderes, als seine Leser auf einem flachen Blatt Papier zu irgendwelchen dreidimensionalen Rosen, Baseballspielern oder Dinosauriern zu entführen. Er hat seine Veröffentlichungen zu einem Zeitpunkt geplant, als von dem momentanen Boom noch längst nicht die Rede war.

Pennington geht es beim Magischen Auge eigentlich um spirituelle Dimensionen. Ihm geht es um einen Meditationsweg zu wachem, existentiellen Gewahrseins, der über die Augen führt. Dabei sind die 3-D-Schielkünste, die momentan im Schwange sind, nicht Selbstzweck für kurzlebige Aha-Effekte, sondern lediglich "technische" Vorbedingung, die den Meditierenden auf den (langfristigen) Weg der Selbsterkenntnis führt.

Lange bevor die Stereogramme à la "Magisches Auge" auf den Markt kamen, schon in den Achtzigern, hatte Pennington jenen (wie er es nennt) "Weichen Blick" entdeckt, der dem Schauenden verborgene Tiefendimensionen erschließt und der nun auch einer breiten Öffentlichkeit zum Begriff geworden ist. "Der Weg über die Augen" (eine schielend-spielerische Augenschulung) erschien 1981 zum ersten Mal, und schon in esotera 4/1986 ("Das Geheimnis der alten Kathedralen") skizzierte Pennington die wesentlichen Entdeckungen seiner "Tief-Seh-Forschung". Dreh- und Angelpunkt dabei: Das schielende Sehen eines virtuellen Bildes, als Meditation praktiziert, führt im wesentlichen zu denselben Ergebnissen wie buddhistische oder schamanische Meditationstechniken (wie sie etwa aus Castanedas Berichten bekannt sind).

picteppichHilfsmittel für Penningtons Meditation sind zwei parallele, senkrechte Reihen aus jeweils drei Tafeln, die die Form eines Kreises, eines auf der Ecke stehenden Quadrats und eines Rechtecks haben, jeweils versetzt rot und blau. Dies sind die sogenannten "Tafeln von Chartres", deren Proportionen Pennington im Grundriß der dortigen Kathedrale ausgemacht hat. Die Tafeln werden vor dem Meditierenden ausgelegt, und durch schielendes Sehen, den Weichen Blick, werden die zwei Reihen zu einem virtuellen dritten Bild verschmolzen, das in der Mitte zwischen den "realen" Tafelreihen erscheint.

Bildlegende: Was es mit dem berühmten "Fliegenden Teppich"
aus 1001 Nacht auf sich haben könnte, läßt sich an diesem Exemplar
plausibel erklären: Es ist ein Stereobild - aus dem 18. Jahrhundert.

Entdeckungsreise mit dem "Weichen Blick"

Es handelt sich also zum einen um eine Technik mit zwei nebeneinanderliegenden Vorlagen, die im Nahbereich zwischen Auge und Vorlage schielend verschmolzen werden (nicht im Bereich "Unendlich" hinter dem Bilde, wie bei den meisten Stereogrammen); zum zweiten gibt es nur ansatzweise eine räumliche Gestalt zu entdecken: Die virtuelle Tafelreihe scheint greifbar im Raum zu schweben - ein unbedeutender Nebeneffekt.

Mit dem Weichen Blick lassen sich aber andere interessante Entdeckungen machen. Zum einen über das Sehen selbst, so etwa über Dominanz und Balance der beiden Hirnhemisphären; zum zweiten kann der Meditierende - und das ist wichtiger - mit seinem Geisteszustand arbeiten: Der Weiche Blick bringt ein nichtwertendes Gewahrsein mit sich, wie es beispielsweise auch die buddhistische Tradition lehrt. Für Pennington stellt dieser Meditationsweg das westliche equivalent zu den östlichen Techniken dar, das allerdings hauptsächlich durch die Inquisition unterdrückt worden und nahezu in Vergessenheit geraten ist. Erst ein Buch des Franzosen Pierre Derlon, "Die Gärten der Einweihung", das die Meditation mit den Tafeln als eine geheime Tradition französischer Zigeuner beschreibt, ermöglichte es ihm den skizzierten Zusammenhang herzustellen.

Die Tafeln, glaubt Pennington heute, sind auch das, was sich eigentlich hinter der Legende vom "Heiligen Gral" verbirgt: König Artus' "Ritter der Tafelrunde" seien wahrscheinlich viel eher Ritter der "runden Tafel", eben jener ersten der drei erwähnten Tafeln. Sein Fazit: Im Vorderen Orient und in Europa existierte ein echter esoterischer Weg, ein magisches Geheimwissen, das sich in den Gralsgeschichten eine christliche Tarnung gab, das im "opus magnum" der Alchemisten wiederkehrt und in den Bauplänen unter anderem von Chartres verschlüsselt weitergegeben werden sollte. Die französischen Zigeuner waren die letzten Bewahrer dieses Geheimwissens.

Westliches Pendant zu östlichen Wegen?

Diese kulturgeschichtlichen Zusammenhänge möchte Pennington allerdings nur als Arbeitshypothesen verstanden wissen. Er würde es begrüßen, wenn interessierte Forscher zu diesem Komplex einmal ihre Ergebnisse austauschen und neue Forschungsansätze diskutieren würden. Pennington: "Ich meine, daß es so war. Aber ich stelle mir vor, daß die Leute, die mehr wissen als ich, sich miteinander in Verbindung setzen und das relevante Material einmal sammeln und bewerten."

Pennington hat in den vergangenen Jahren intensiv mit den Tafeln gearbeitet, weil er eine gewisse Reife im Umgang mit der meditativen Seh-Disziplin erlangen wollte. Die Frucht dieser Auseinandersetzung, "Die Tafeln von Chartres", ist damit zu einem ersten Handbuch des "Weges über die Augen" geworden. Der entscheidende Sinn der Tafeln von Chartres liegt in der Meditation und den damit verbundenen therapeutischen Effekten (mittlerweile arbeitet Pennington in zahlreichen Seminaren und Kursen mit dem Weichen Blick).

picschieluebungIn therapeutischer Hinsicht sind die Parallelen zwischen den buddhistischen Anleitungen zu Achtsamkeit und Gewahrsein und ihren Resultaten einerseits und der von Pennington beschriebenen Meditation andererseits besonders frappierend. Pennington sind sie vertraut: Im wesentlichen sei seine Methode dasselbe wie zen-buddhistisches "samadhi" (= Versenkung). Verfolgt man die Parallelen etwas weiter, untermauern sie die Vermutung, daß es sich beim "Weg über die Augen" tatsächlich um das abendländische Pendant zu den bekannten östlichen Meditationsmethoden handeln könnte.

Kernpunkt buddhistischer Sitzmeditation ist das Gewahrsein des Atems, einer natürlicherweise und von selbst existierenden, dennoch aber ätherisch-flüchtigen "Sache". Immer, wenn der Meditierende abschweift, kehrt er zum Atem zurück. Mit der Zeit lernt er, alle Wahrnehmungen in ein gelassenes, panoramisches Gewahrsein zu integrieren; der Atem wird damit zu offenem Raum und gleichzeitig zu einem Ariadnefaden aus dem Labyrinth von geistigem Chaos und Konfusion. Die Gelassenheit beruht auf der "Ein-Sicht", daß Gedanken transparent und unbeständig sind (der zentrale Terminus dafür ist "shunyata", Leerheit). Ebenso arbeitet auch die Tafel-Methode: Der schielende Blick fokussiert sich gleichfalls auf "nichts"; auf ein virtuelles Bild, das "leer" und irreal und doch höchst präzise ist. Das gesamte Wesen des Meditierenden kommt durch diesen Weichen Blick in Balance:

picriftasche"Je weicher der Blick wird, desto langsamer werden auch die Gedanken. Ruhe kehrt ein. Ich habe die Erfahrung gemacht, je weicher meine Wahrnehmung ist, desto weniger entgeht meiner Aufmerksamkeit. Und desto weniger anstrengend ist das Schauen/Hören/Spüren", schreibt Pennington. Es beginnt sich Gewahrsein zu entwickeln: "Die gleichzeitige Öffnung aller Sinne bewirkt ..., daß dem Betrachter alle Phänomene gleich gelten ... Er betrachtet sie allesamt, hellwach und gleich-gültig. Diese Gleich-Gültigkeit bedeutet, daß die gewohnten Bewertungen ihren Status der Selbstverständlichkeit verlieren: ... Der Betrachter erfährt einen gewissen Abstand zu Gefühlen wie Zorn oder Enttäuschung, die meist von unbewußten Wertungen genährt werden. Er identifiziert sich immer weniger mit ihnen und erlebt sie als Phänomene, die ihn gelegentlich heimsuchen und vorüberziehen wie Wolken am Himmel. Der Abstand, aus dem er seine Gefühlsregungen mit dem Weichen Blick zu beobachten imstande ist, macht ihm die ihnen zugrundeliegenden Werte bewußt und ermöglicht es ihm, sich kritisch (= unterscheidend) mit den inneren Quellen seines Wollens auseinderzusetzen." Besser könnte auch ein buddhistischer Lehrer meditatives Gewahrsein nicht umschreiben.

pichelmutDas virtuelle Bild im Weichen Blick ist der Kompaß, der es Meditierenden ermöglicht, auf der Seh-Fahrt durch alle Arten geistiger Gewässer hindurchzusegeln, ohne in emotionalen Stürmen unterzugehen oder sich in einem intellektuellen Bermuda-Dreieck rettungslos zu verlieren. Durch dieses klare Sehen und Gewahrsein wird Heilung möglich:

"Es kann durchaus geschehen, daß jemand beim Erinnern eines schmerzhaften Kindheitserlebnisses vor den Tafeln in Tränen ausbricht oder andere starke Gefühlsimpulse erlebt. Die Grundregel für solche Erfahrungen ist sehr einfach: Was auch immer es ist, soll so vollständig erlebt werden wie möglich, und die Augen verlassen keinen Moment lang die Tafeln. Für Tränen, Schluchzen, Zittern, wütendes Schnauben oder schallendes Gelächter, für alles ist Platz, alles darf frei fließen, wenn dabei nur die Augen auf die Tafeln gerichtet bleiben", schreibt Pennington. Diese Verankerung des Geistes bewirkt, daß der Meditierende, der die Regression erfährt, von ihr nicht "überfahren" wird. Es kann im Gegenteil eine Katharsis geschehen, eine reinigende Entladung verdrängter Gefühle, die den Betreffenden auf eine geistig entspanntere Seinsebene bringt. "Außenstehende, die einen solchen Gefühlsausbruch zum ersten Mal miterleben, meinen oft, sie müßten Trost spenden", sagt Pennington. "In Wirklichkeit ist das feie Fließen der Gefühle für den, der es erlebt, eine echte Befreiung."

Therapeutisch kommt dabei das ins Spiel, was die Buddhisten "maitri" oder Mitgefühl nennen, ein grundlegendes Gefühl von Freundschaft und Wärme für sich selbst und andere. Pennington spricht von Wohlwollen, das es einem ermöglicht, dem "Blick in den Spiegel der Tafeln standzuhalten". Mit der Zeit führe dieser Weg immer tiefer in ein "Sein ohne Tun". "Irgendwann sind die Konflikte mit Vater und Mutter einmal abgehakt, und es beginnt ein tieferer Friede. " Auf lange Sicht gesehen, übertragen sich die eingeübten Grundhaltungen dann auch in den Alltag. Pennington beschreibt als Resultat seiner langjährigen Praxis "Klarheit, Einfachheit, Einsicht und Kraft".

Die beschriebenen Entwicklungen sind Penningtons eigene Erfahrung und das Fazit aus vielen Einführungsseminaren, die in der Regel fünf Tage dauern. In der ersten Hälfte lernen die Teilnehmer zunächst die visuellen Grundlagen, in der zweiten Hälfte meditieren sie dann vor den Tafeln. In der Gruppe werden die Erfahrungen ausgetauscht. Vom nächsten Jahr an will Pennington Seminare für Fortgeschrittene anbieten, in denen Praxis und Diskussion in intensiverem Rahmen stattfinden. (Anm. d. Red.: solche Veranstaltungen finden in Lenzwald bereit statt.) Angeboten werden schließlich auch Einzelsitzungen, in denen körperorientierte Arbeit zusammen mit Meditation geschieht.

Die therapeutischen Wirkungen des "Weges über die Augen" erstrecken sich aber nicht nur auf die Seele, sondern auch auf die Physis. Latente Spannungen und Fehlstellungen der Augen können beispielsweise bewußt erlebt und nach und nach in Entspannung übergeleitet werden; das kann zu spontanen Verbesserungen der Sehkraft führen: "Die Menschen stellen einfach fest, was mit ihren Aufgen los ist. Wir hatten eine Frau, die auf dem rechten Auge 90 Prozent, auf dem linken nur noch 40 Prozent sah. Nach zwei Tagen sah sie mit dem Linken Auge wesentlich besser als mit dem Rechten. Viele Leute stellen fest, daß ihre Brille plötzlich zu stark ist. Ein Mann hat seine ausgedienten Brillen, sieben Stück, in einen Bilderrahmen montiert und mir als Souvenir geschenkt."

Amüsante Einblicke in der Augenschule

Penningtons Frau Margot gibt an, durch die neue Balance im Gehirn, eingependelt durch die Übungen des Weichen Blicks und der Tafeln, ihre Schwerhörigkeit kuriert zu haben. "Ich hatte das Gefühl, da haben sich irgendwelche Geleise zwischen Augen und Ohren und Kiefer und Knochen und allem möglichen ganz neu eingefahren", sagt sie.

Im "Weg über die Augen" breitet Pennington eher diese Aspekte des magischen Sehen aus. Seine visuellen Übungen führen zu amüsanten, verblüffenden, teilweise frappierenden Einsichten in die Strukturen der visuellen Wahrnehmung, die bisher kaum beachtet worden sind: angefangen von der Tatsache, daß die Schaltzentrale im Gehirn die beiden Hirnhemisphären beim Sehen des fusionierten Bildes immer wieder anders koordiniert (einmal sieht man es rot, dann blau, dann in einer Mischfarbe), bis zu der Entdeckung, daß 2 plus 2 nicht nur 4, sondern auch 2, 3 oder 1 ergeben kann. Das zeitigt meistens Kommentare wie den folgenden: "Eh, das schockt ja ... jetzt ist der Kreis weiter vorne ... blau ... rot ... jetzt sind sie gemischt ... nein, jetzt ist es wieder blau ... rot ... Wahnsinn, das ändert sich ständig!"

Ob der beschriebene Meditationsweg dem buddhistischen mit seinem riesigen Schatz an Hintergrundwissen und Tradition tatsächlich ebenbürtig sein kann, muß dahingestellt bleiben. Da es sich um klassisches esoterisches, also Geheim-Wissen handelt, ist eine umfangreiche Erfahrungs- und Begleitliteratur eben gerade nicht vorhanden. Trotz der frappierenden Parallelen kann man die beiden Wege also nicht einfach gleichsetzen. Der "Weg über die Augen" ist aber eine Entdeckung, die "Neu-Seh-Land" erschließt: die ernsthaft Interessierten ein nützlicher Zugang zu echter Meditation sein und - nicht zu vergessen - die Augen heilen kann.

* George Pennington, Die Tafeln von Chartres, Walter Verlag 1994, Solothurn und Düsseldorf
ders.: Kleines Handbuch für Glasperlenspieler (4. Aufl., Lenzwald 2017)
auch erschienen als: Der Weg über die Augen, Übungen für das visuelle Glasperlenspiel (Junfermann Verlag, Paderborn 1994

Zeitlupe

Radikale Entschleunigung
Ein 5-tägiges Seminar mit George Pennington

"Stress kills", ein wahres Wort, das nicht nur in der Wall Street gilt. Auch im Alltag ganz normaler Angestellter fordert der Stress seinen Tribut: in der Familie, in der Gesundheit, im Lebensgefühl. Stress ist heute ein wesentliches Merkmal ganz normaler Arbeitsplätze geworden. Deshalb ist ein guter und bewußter Umgang mit Stress in unserer Zeit wichtiger denn je.

Diesen guten Umgang mit Stress kann man tatsächlich lernen. Nicht aus Büchern, nicht in 2 Tagen "Stressmanagement"-Training. Und auch die "trial-and-error" Methode kann ich nicht empfehlen: Bevor man den Dreh endlich heraus hat, ist man schon mitten im "burn-out". Ich empfehle stressgefährdeten Personen, sich 5 Tage Zeit zu nehmen (einmal im Leben ist das wirklich nicht viel), und sich im Seminar Zeitlupe ihrer eigenen inneren Getriebenheit zu stellen - und zu lernen, willentlich aus ihr auszusteigen. Die Zeitlupe ist eine Erfahrung, die man nie vergißt, und von der man lebenslang profitiert: Sie behebt burnout-symptome nachhaltig und lehrt einen guten Umgang mit innerem und äußerem Stress.

In der Zeitlupe werden gewohnte Bewegungsabläufe bewußt verlangsamt. Dadurch verändert sich die subjektive Wahrnehmung von Raum und Zeit: Sie wird extrem erweitert und erschließt ungeahnte innere Freiräume. Diese Erweiterung von Zeit und Raum in der Zeitlupe ist in (m.E., G.P.) eines der eindrücklichsten psychologischen Lehrstücke überhaupt. Für stressbelastete Personen kann sie lebensrettend sein.

Im Seminar bewegen sich die Teilnehmer drei Tage lang nur extrem langsam, und sprechen, wenn überhaupt, nur ein Wort pro Atemzug. Während dieser drei Tage gibt es keine "Pause", d. h. die Verlangsamung der gewohnten Bewegungsabläufe dauert ohne Unterbrechung 72 Stunden lang. Das Aufstehen am Morgen, das Essen, der Gang zur Toilette - alles geschieht extrem langsam. Während der Zeitlupe ist der Seminarleiter die einzige Verbindung der Teilnehmer zur Außenwelt. Er begleitet ihren inneren Prozeß wo nötig im Gespräch und schützt sie vor Störungen.

Der eigentlichen Zeitlupe geht ein Tag der Vorbereitung voraus: Er dient der Verfeinerung der Innenwahrnehmung, der Übung der verlangsamten Bewegungsabläufe und vorbereitenden Gesprächen. Während der Zeitlupe treffen sich die Teilnehmer zweimal täglich zum Gespräch (um 10.00 Uhr und um 16.00 Uhr). Der letzte Tag dient dem Verdauen des Erlebten, dem Austausch im Kreis der Gruppe und der Vorbereitung auf den Alltag, der nach einer solchen Erfahrung natürlich etwas anders aussieht, als gewohnt.

Unsere Erfahrung hat gezeigt, daß der erste Tag der Zeitlupe für die Teilnehmer der schwierigste ist. Am zweiten Tag kommen sie auf den Geschmack, und am dritten will niemand mehr aufhören: Genuss pur. Stressbedingte Störungen (Sinusarhythmien, Schlaf- und Verdauungsstörungen etc.) verschwinden in vielen Fällen spurlos. Der Prozeß lehrt die Teilnehmer nachhaltig, inneren Stress schon im Entstehen klar zu erkennen, und sich so zu verhalten, daß er keinen Schaden anrichten kann.

Texte und Informationen zur Zeitlupe:
FAQs: häufig gestellte Fragen
Entschleunigung und Einsicht: Gedanken zur Metaebene

Ziel des Seminars
vordergründig: nachhaltiger Abbau von Stress- und Burnout-Symptomen; Bewußter und kompetenter Umgang mit innerem u. äußerem Stress.
auf einer tieferen Ebene: Raum und Zeit neu erleben, Verfeinerung der mentalen und körperlichen Selbstwahrnehmung, innere Gelassenheit entwickeln.

Dauer: 5 Tage
Ort: Die Zeitlupe biete ich einmal im Jahr am Benediktushof bei Würzburg an. Siehe auch unter "Aktuelles" (oben).

Meditation-alt

Mit der Meditation ist das so eine Sache. Die meisten glauben, sie ist eine Art transzendentale Übung, eine religiöse Verrichtung. In Wirklichkeit ist sie die "via regia" zur Seele des Menschen, die Sigmund Freud im Traum vermutet hatte. Meditation ist ein mentales Werkzeug, das uns lehrt, uns selbst und die Welt überhaupt erst zu erkennen und zu begreifen: Geistesschulung vom Feinsten.

Die NASA experimentierte lange mit dem Entzug aller Sinneswahrnehmungen in dunklen und schalltoten Räumen. Über all diesen Versuchen stand das Motto "Eroberung des Alls", ein Menschheitssport, in dem es gilt, Höchstleistungen zu vollbringen. Das gibt den Astronauten eine übergeordnete Motivation, einen gewissen inneren Halt, der auch in schalltoten Räumen erhalten bleibt.

Meditation ist ein ähnlicher Entzug, hat aber kein spezielles Ziel, das man anpeilen könnte. Und wenn anfangs eines vorhanden war (Entspannung, Weisheit, Erleuchtung etc.), so kommt es bald abhanden: es wird im Laufe der Zeit immer fragwürdiger. So verliert der Meditierende - im Gegensatz zum Astronauten - seine ursprüngliche Orientierung. Und erlebt dadurch natürlich auch andere Dinge, als dieser.

Es gehört zum Wesen der Meditation, daß man nicht davonlaufen kann, weder nach außen (weil die Spielregel verlangt, daß man sitzenbleibt, egal was passiert), noch innerlich (unter Zuhilfenahme übergeordneter Ziele und Motive). Gleich hier scheiden sich die Wege: Die einen halten sich eisern fest an ihren Gewohnheiten und Gewißheiten, die anderen lassen los. Nicht sofort, aber dann doch.

Diejenigen, die loslassen, tun das, so meine ich, nur in den seltensten Fällen freiwillig. In der Regel erleben sie während der Meditation so etwas wie eine Heimsuchung (im doppelten Wortsinn). Etwas Inneres, das ihnen bisher nicht bewußt war, meldet sich mit aller Macht und rüttelt an ihren Fundamenten. Es rüttelt so stark, daß alle Verhaltensregeln und Gewohnheiten, die sie sich vielleicht zuvor eingeprägt hatten, hinfällig werden. Dann hilft nur eines: sitzenbleiben und warten, bis der Sturm vorbei ist. Und versuchen zu verstehen, was er sagen will.

Mich hat immer die Unausweichlichkeit fasziniert, mit der Wahrheiten sich dem Bewußtsein während der Meditation aufdrängen. Man kommt ihnen nicht aus, so sehr man es manchmal auch möchte. Und wenn man sich ihnen schließlich stellt, den Schritt vom Wahrnehmen zum Wahrhaben tut, ist der ganze Spuk auch schon vorbei. Don Quichote's Windmühlen kommen mir in den Sinn. Der ganze innere Kampf entpuppt sich als Schimäre, als Papiertiger. Und was am Ende bleibt, ist, wie schon Bodhidharma sagte, "Offene Weite, nichts von heilig".

Wer mit den Tafeln von Chartres meditiert, geht noch einen Schritt weiter. Durch die visuelle Stimulation der Sehrinde mit zwei verschiedenen Farben werden Augen und Geist in einen hochalerten Balancezustand gebracht, der im Alltag nur sehr selten gegeben ist: Beide Augen sind zu gleichen Teilen am Prozeß des Sehens beteiligt, beide Gehirnhemisphären gleichermaßen am Denken und Erkennen. Dieser Zustand ist paradoxerweise sowohl extrem fokussiert, als auch seltsam losgelöst. Es ist ein Geisteszustand aktiver innerer Klarheit, gepaart mit einer großen Ruhe, die im entspannten Sitzen ihre körperliche Entsprechung und einen Anker hat. (Deswegen ist die Fähigkeit zur Entspannung bei der Meditation - und auch sonst - so wichtig.)

Dieser hochalerte aktiv-ruhige Zustand innerer Klarheit ist ein Schlüssel zur Selbstreflektion. Er ist die unabdingbare Voraussetzung für intelligentes Denken und eigenverantwortliches Handeln. Und somit für menschliche Sinnhaftigkeit schlechthin. "Das Selbst wird in dem Augenblick geboren, wo es die Kraft bekommt, sich selbst zu reflektieren." (zit. aus: Douglas Hofstadter: Gödel, Escher, Bach)

Diese sich selbst reflektierende Klarheit, in die man in der Meditation mit den Tafeln immer tiefer eindringt, öffnet den Geist. Dieses Öffnen hat zwei Seiten. Einerseits lehrt es vieles, was vorher verborgen war. Andererseits erschüttert dieses Viele so tief, daß sich Abgründe auftun, die ebenfalls zuvor nicht vorhanden waren. So wie Genie und Wahnsinn nahe beieinander liegen, so ist auch der Grat sehr scharf, dem der Meditierende auf seinem Weg zur Erkenntnis folgt. Halt gibt in dieser Situation nur das Sitzenbleiben vor den verankernden Tafeln. Und die Antwort des alten Zenmeisters aus China auf die Erregung seines Schülers: "Trink erst mal eine Tasse Tee."

Meditation ist sicher nicht für jedermann und jederzeit geeignet. Man muß sich dazu entschließen. Ein solcher Entschluß wird natürlich erst möglich, wenn man zu ahnen beginnt, worum es dabei geht. Und das kann eine Weile dauern. Vielleicht helfen ja diese Zeilen, den Prozeß zu verkürzen...

G.P., Lenzwald, Januar 2000

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